Und zack, da ist schon alles wieder vorbei. Der zweite Weihnachtsfeiertag neigt sich dem Ende. Ich muss gestehen, dass ich noch zwei oder drei Tage dranhängen könnte. Aber im Grunde genommen habe ich das auch vor, denn nach jetzigem Stand begebe ich mich am Mittwoch für zwei Tage ins Exil.
Das klingt immer so geheimnisvoll, wenn ich vom Exil rede. So geheimnisvoll ist es gar nicht, denn ich bin bei der Unendlichkeit und damit bei dem Menschen, der mich vermutlich besser kennt als ich mich selbst kenne. Nicht nur vermutlich, ich bin da ziemlich sicher. Es ist gut, so einen Menschen zu kennen und auch noch Zeit mit ihm zu verbringen. Das bedeutet aber nicht, dass das Exil immer dasselbe ist, wenn ich mich ins Exil begebe. In diesem Fall weiß ich aber jetzt schon, dass es wirklich schön ist. Oder wird.
Ich hatte mir am Heiligabend drei schöne Tage gewünscht. Das war nicht richtig, denn nach dem 24. Dezember konnten ja nur noch zwei Tage kommen. Egal, ich bin gern unlogisch. Ich bin mein eigener Widerspruch, aber ich komme dennoch vorwärts. Mit jedem Tag, der in diesem Jahr verstrichen ist, habe ich mehr über mich in Erfahrung bringen können. Und bei all den reflektierten Gedankengängen ist mir bewusst geworden, was in meiner Kindheit unwiderruflich zerstört wurde. Unwiderruflich. Vielleicht kann ich doch noch einen Widerruf starten, aber an die eigene Intuition zu glauben und ihr auch zu vertrauen, das passiert nun einmal in der Kindheit. Wenn das zerstört wurde – und das geschieht in der Regel durch die Eltern -, dann hat das massive Auswirkungen auf das Leben. In diesem Fall auf mein Leben.
Darüber wollte ich heute gar nicht schreiben, das ist mir jetzt nur so rausgerutscht.
Ich habe den Tag mit sehr viel Ruhe und sehr viel Schlaf verbracht. Insgesamt habe ich an den drei freien Tagen viel weniger gezockt, als ich es mir vorgenommen hatte. Ich habe viel mehr Ruhe und Schlaf gehabt, als ich dachte, jemals brauchen zu können. Und ich habe viel mehr Gedanken gefunden, als ich jemals verloren hatte. Und während ich das schreibe, weiß ich, dass ein großer Teil meiner Familie beim jährlichen Curry-Essen sitzt – und ich bin überaus froh, nicht dabei zu sein. Wobei mir das Essen fehlt, denn Curry ist nun einmal ein Stück Heimat. Das ist verankert.
Ob das mit dem Exil wirklich klappt, entscheidet sich morgen im Laufe des Tages. Es hängt von der Gesundheit der Unendlichkeit ab und auch davon, ob ich mich davor fürchte, mich anzustecken. Am Samstag will ich noch mal auf die Bühne und das ist keine kleine Sache. Da brauche ich Energie für mindestens zwölf Stunden und kann einem Virus, der mich ausbremst, kein Asyl anbieten.
Dadurch, dass ich in den vergangenen Tagen vieles ausgeblendet habe, kann ich mich über die Psyche nicht beklagen. Es gibt viel Stabilität, wenngleich es auch viele Möglichkeiten zum Wanken gibt. Die finanzielle Situation ist noch immer bedenklich, aber ich arbeite daran. Und einen Fragebogen für die Unterhaltskasse muss ich auch noch ausfüllen. Das sind alles keine Dramen, mein Leben hängt nicht davon ab, aber meine Psyche.
Und trotzdem werde ich auch das alles schaffen.
Nach drei ruhigen Tagen habe ich auch wieder etwas Energie in mir.
Und irgendwann kommen sie und holen mich ab.
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