Meine Depressionen

Besser spät als gar nie nicht nimmer

Datum

Dieses Mal war die Pause etwas länger, denn nach dem Jahreswechsel brauchte ich einen Tag und auch einen Abend, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ich habe gestern den Laptop mit ans Bett genommen, falls mich die Schreibwut packen würde – und bin sehr früh und friedlich eingeschlafen. Aber jetzt schreibe ich ja – besser spät als nie. 

Das zu frühe Aufwachen war das Problem, denn ab 3.24 Uhr zweieinhalb Stunden lang nachzudenken und in wilden, gedanklichen Teufelskreisen zu stecken, hat mich wenig begeistert. Aber beim nächtlichen Nachdenken und erneuten Reflektieren ist mir bewusst geworden, was ich schon immer gesagt habe: Wir haben die Entscheidungen oft schon getroffen, fürchten uns aber vor den Konsequenzen. Ich bin deshalb heute einen Schritt weiter gegangen. 

Die Belastung war für mich zu groß, der Schatten meiner Kindheit zu dunkel und meine Erwartungshaltung wird niemals erfüllt werden. Meine Probleme und Gedanken sind nie ernst genommen worden. Zu keinem Zeitpunkt. Bin ich enttäuscht? Ja, auf ganzer Linie. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, ich habe sehr, sehr lange darüber nachgedacht und das alles in mir reifen lassen. Von dem Weg, den ich nun eingeschlagen habe, bin ich überzeugt, denn es geht um meine Gesundheit. Deswegen habe ich nun auch den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Ist ist schwierig, es ist anstrengend, aber es ist auch ein sehr Stück Befreiung. 

Für Außenstehende ist das sicher heftig, aber das interessiert mich nicht. Meine Kindheit war heftig und von Gewalt, von Lügen und von Missachtung geprägt. Für mich ist das heute unverständlich, dass ich so lange durchgehalten habe. Im Grunde genommen hätte ich schon 1991 einen klaren Schnitt machen müssen, als ich zufällig von der Adoption erfuhr. Gestern Nacht kam ich in den Gedanken immer wieder auf den Zweig, der mir vorhielt, ich würde mich in eine Opferroll begeben. Aber das stimmt nicht. Ich befreie mich aus der Opferrolle und bin bereit, ein freies Leben zu führen. Das habe ich mir verdient. Besser spät als gar nie nicht, das trifft auch hier zu. 

Jetzt atme ich erst einmal durch und telefoniere mit der Unendlichkeit, das gibt mir mehr als vieles andere. Ich werde definitiv nicht essen, um etwas zu kompensieren. 

Und irgendwann kommen sie und holen mich ab. 

Postskriptum
Ich freue mich über Unterstützung!
Monatlich bei Patreon – mit vielen Überraschungen und mit Beträgen von 1,- bis 20,- Euro.
Individuell via Paypal
Oder für mich einen Artikel von meiner Wunschliste bei Amazon besorgen?

Weitere
ARTIKEL