Viele Sportjournalisten benutzen immer wieder dieselben Phrasen. „Am Ende war der Sieg glücklich“ ist eine dieser Phrasen. Als ich noch für verschiedene Printmedien schrieb, habe ich immer wieder versucht, neue Formulierungen zu finden. Oder zumindest ein neues Adjektiv. Oder eine andere Sichtweise. Fußball ist ein Ergebnissport und wenn eine Mannschaft gewinnt, dann in der Regel deswegen, weil sie mehr Tore als der Gegner geschossen hat. Heute habe ich mehr Tore als der Gegner geschossen. Dass ich am Ende glücklich war, ist aber keine Phrase, sondern eine Tatsache.
Ich habe es gut gemacht, ich habe mir Zeit genommen, habe mich heute Mittag auch noch mal hingelegt. Das war notwendig, weil ich in der Nacht zuvor sehr wenig geschlafen hatte. Nicht schlimm, aber es hat Spuren hinterlassen. Und mittags habe ich mir die Wolldecke geschnappt und mich auf Sofa gelegt und darauf vertraut, dass ich im richtigen Moment aufwache. Gut, ich gebe zu, dass es nur deswegen geklappt hat, weil der Paketbote geklingelt hat, aber das reicht als Weckruf. Ich glaube, er hatte Angst, als er mich sah, aber das ist nicht mein Problem.
Es war ein entspannter Tag, ich habe alles geschafft, was ich schaffen wollte. Und dann war da ja auch noch der Abend mit dem Auftritt. Zugegeben: Es war nicht so voll wie beim letzten Mal, was durchaus auch daran liegen kann, dass die letzte Show an einem Freitag stattfand. Aber dennoch war es ein großartiger Abend, alle haben ganz zauberhaft musiziert und ich war mittendrin. Die Bühne, so klein sie auch sein mag, sie ist mein Zuhause und das fühlt sich einfach immer gut an. Anstrengend ist es auch, aber erst hinterher. Jetzt bin ich sehr müde, sehr leer und sehr erschöpft, aber ich habe den Sonntag, um mich zu erholen. Tagsüber kommt mich K. besuchen, das wird sehr plauderhaft, das weiß ich schon. Und die restliche Zeit gehört mir.
Auf dem Rückweg habe ich mich geärgert. Ich fühle mich dann nicht gut, weil ich mich über Dinge ärgere, die mir doch egal sein könnten. Mein Gerechtigkeitssinn lässt das nicht zu. Es gibt Regeln, an die muss man sich halten. Und es gibt Dinge, die gehören zu den guten Manieren, die ich von jedem erwarte. In diesem Fall fehlt dem Herren die Maske und er stellt seine Schuhe auf dem Sitz ab, auf dem jemand anderen Platz nehmen wird. Die Herren waren zu dritt, eine Maske trug keiner und mich nervt das. Am meisten bin ich von mir selbst genervt, aber da muss ich durch.
Aber ob nun mit oder ohne Maske, mit Hirn oder ohne oder auch mit Manieren oder ohne Erziehung: Der Tag war gut, der Abend war noch besser und für die kommende Woche habe ich mir einiges vorgenommen. Ich lege mich jetzt ins Bett, es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis ich einschlafe. Aber am Ende bin ich glücklich.
Und irgendwann kommen sie und holen mich ab.
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